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Langzeittest des Reiserads Möve Franklin Pro Rohloff

Beschaffungsgründe und Erwartungshaltung

Im Mai 2018 habe ich ein Möve Franklin Pro Rohloff als Dienstrad geordert, das ab Ende Juli 2018 zur Verfügung stand. Leasinggeber ist Buisnessbike.

Entscheidende Argumente für die Beschaffung waren für mich, dass das Rad in Deutschland entwickelt wurde und gefertigt wird, es fünf Jahre Garantie hat und für 140 kg Last zugelassen ist.

Da ich eher kein Gebirgsfahrer bin, hin und wieder aber zu etwas längeren Touren ausrücke, sprach mich der Reiserad-Charakter an. Weil das Fahrrad bzw. dessen Beschaffung sich deutlich in der preislichen Oberklasse abspielt, erwarte ich ein wertiges Fahrzeug, mit dem ich mich sicher und ohne Probleme bewegen kann.

Leider musste ich feststellen, dass das Fahrrad nicht voll ausgereift ist und/oder es Probleme mit der Qualität gibt.

Schon auf meiner ersten etwas größeren Tour, die mich nach Rheinhessen führte, sprang die Befestigung des vorderen Schutzbleches ab. Ich beschloss, nicht nur meine Touren, sondern auch den Haltbarkeitsverlauf zu protokollieren.

1. Ausfall

Am 12. Oktober (ca. 3 Monate bzw 1481 km nach Anschaffung) gibt das Möve Franklin Pro Rohloff den Geist vorerst auf.

Das Möve Franklin Pro Rohloff muß abgeschleppt werden. Beim Treten quietscht und knarrt es, so dass ich fürchte, der Antrieb ginge bei weiterer Fahrt in Trümmer.

Der Händler hat noch eine Woche Urlaub. So wird mein bewährtes Winora Aruba also wieder in Dienst genommen. Dieses Fahrrad habe ich 2012 gekauft und seitdem mittels einiger Hinzufügungen (verbesserte Beleuchtung, stabiler Gepäckträger, Metallschutzbleche, Hydraulikbremssystem) an meine Bedürfnisse angepaßt. Seitdem ist das Fahrrad ca. 15000 km gelaufen, ohne dass ich jemals eine Panne mit ihm gehabt hätte.

Businessbike ist bei der ganzen Geschichte - bislang zumindest - nicht hilfreich. Trotz dreistelliger monatlicher Leasingrate sieht man dort keine Notwendigkeit, Ersatz oder dgl. m. zu beschaffen: Um alles soll sich brav der Leasingnehmer kümmern.

Am 25. Oktober konnte ich das Rad aus der Werkstatt holen. Ursächlich für das Knarr-Geräusch und den deutlich erhöhten Drehwiderstand waren der Kettenspanner, der sich (offenkundig gravierend) verstellt hatte bzw. die Kette, die schief lief.  An der rechten Pedale wurde außerdem etwas mehr Spiel als an der linken festgestellt, was aber von den Hebelarmen ausginge. Dieses Mehr an Spiel soll beobachtet werden.

Die am Vorderrad lockeren Speichen wurden nachgespannt. Die Instandsetzung erfolgte unentgeltlich.

2. Ausfall

Am 19.11.2018, nach 1869 km mit dem Rad gefahrener Gesamtstrecke (und ca. 400 km nach der letzten Reparatur), verweigert das Möve Franklin Pro Rohloff auf dem Weg zur Arbeit den Dienst. Die rechte Pedale hat sich von der Kurbel gelöst, so dass Vortrieb unmöglich ist. Der Schaden trat beim Anfahren an der Ampel auf. Ich hatte Glück; hätte sich die Pedale bei großer Fahrt oder gar zu einem Zeitpunkt aus ihrer Verankerung gelöst, zu dem ich in den Pedalen gestanden hätte, hätte ein schweres Unglück, bis hin zu tödliche Verletzungen, die Folge sein können

Enra, die Versicherung, die über Businessbike abgeschlossen, den sogenannten Pickup-Service in Lagen, wie diesen gewährleisten soll, kündigt 90 Minuten bis 120 Minuten Wartezeit an, ehe ein Transporter bei mir wäre. Ich entschließe mich, an diesem Tag Urlaub zu nehmen und das Fahrrad zurück zu schieben. Noch am 19.11. gebe ich es in der Werkstatt ab

Flügellahm lässt der Cyfly Fahrradangtrieb das Möve Franklin pro Rohloff die Pedale hängen.

 

Hier gut zu erkennen ist der "Dorn", der beim Cyfl Antrieb die Pedale aufnimmt . Die im Zentrum zu sehende Fixierung ist funktionslos. Wahrscheinlich ist das Bauteil beim Anfahren gebrochen oder hat sich so sehr verbogen, dass es verloren ging.

Am 24.11.2018 habe ich das Rad zurück. Der Antrieb wurde vollständig ausgetauscht. Eine der Kurbeln, die mit dem Gehäuse verpresst war, war abgerissen. laut Möve der erste Fall dieser Art und der dritte Antriebskomplettaustausch überhaupt.

1. Inspektion

Am 24.12.2018, nach 2166 km, ging das  Möve Franklin Pro Rohloff in die erste reguläre Inspektion. Meinem Gefühl nach laufen die Lager der Pedale nicht rund; die Werkstatt meinte, dass alles i.O. sei. Die Inspektion hätte regulär 39 € gekostet, die aber über den Dienstradvertrag übernommen werden.

3. Ausfall

Am 20.2.2019, nachdem das Möve Franklin Pro Rohloff insgesamt 2654 km gelaufen ist und 488 km nach der letzten Inspektion, versagt die Schaltung Ihren Dienst. Der Wahlschalter "dreht hohl".

Am 5.4.2019 erhalte ich das Möve Franklin Pro Rohloff zurück. Es wurde am 4.3.2019 vom Hersteller abgeholt und inspiziert:

Der Schaltkasten hatte sich gelöst, das erklärt die holdrehende Schaltung. Bei Möve hat man noch nie "ein so verschmutztes Rad" gesehen. Ich fahre ja nun eher nicht in der Schlammperiode über die Rollbahn bis nach Moskau, aber offenkundig ist der reglmäßige Weg zur Arbeit schon zuviel. Denn einerseits ist der Antrieb zwar laut Produktbeschreibung gekapselt und damit gänzlich unempfindlich gegen das Wirken äußeren Unbills , wie etwa Schlamm, andererseits wurde der Cyfly von Moeve "sicherheitshalber" getauscht, wie mir versichert wurde.

In Zukunft soll ich besser putzen, "gern auch mit dem Wasserschlauch", freilich "nicht direkt in die Lager".

Für diese Erkenntnis mußte ich nun einen Monat auf das Fahrrad verzichten und es doch bezahlen- immerhin hat Möve, neben der eigentlichen Fehlerbehebung, die als Garantiefall unentgeltlich erfolgte,  das Rad gründlich gereinigt und die Frühjahrsinspektion durchgeführt.

Leitungsführungen an der Vorderradgabel lösen sich

Am 12. Juni, nach 3320 km Laufleistung, lösen sich sich die Führungen, die die Aufgabe haben, Leitungen an der Gabel des Vorderrades des Möve Franklin Pro Rohloff zu fixieren. Die Führungen sind aus Kunststoff und auf die Gabel geklebt. Offenkundig keine Lösung für dauerhafte Haltbarkeit. Ich ersetze die ausgefallenen Führungsteile durch Montageband.

Die Führungen an der Gabel des Moeve Franklin Pro Rohloff Fuehrung lösen sich nach gut 3000 km - Detailansicht

Die Führungen an der Gabel des Moeve Franklin Pro Rohloff Fuehrung lösen sich nach gut 3000 km - notrepariert

 

Vierter Ausfall bzw. zweiter Ausfall der Schaltung

Während meines Urlaubes im Hunsrück, fällt am 4. August 2019, nach 3970 km Gesamtlaufleistung (und damit gut 1300 km, nachdem der selbe Fehler bereits einmal aufgetreten ist), die Schaltung des Möve Franklin Pro Rohloff zum zweiten Mal aus. Der Fehler äußert sich wiederum im Hohldrehen des Wahlschalters.

Ich beginne mit der feldmäßigen Instandsetzung, da ich vermeiden will, das Fahrrad wieder nicht nutzen zu können. Bzw. würde es zwar (weil ich über businessbike entsprechend versichert bin) abgeholt und zu einer Werkstatt transportiert werden, für den Rücktransport wäre aber erstmal ich zuständig, wie ich mich auch erst wieder mit dem Hersteller auseinandersetzen müßte, wer nun dafür gerade steht.

Ich suche erst am Wahlschalter nach dem Fehler, stelle aber fest, dass der Bowdenzug vom Schalter bewegt wird und finde die wahrscheinliche Ursache an der Verbindung von Bowdenzug und Schaltung am Hinterrad.

Die Aufnahme der Mutter bzw. der Elements, das die Kraft vom Bowdenzug auf die Schaltung überträgt, ist mit Erde und anderen eher grobkörnigen Partikeln verschmutzt. Wahrscheinlich dringt bereits vor dem Ausfall der Schaltung Schmutz ein, weil dann die Verbindung bereits so lose ist, dass beiden Teile nicht mehr dicht schließen, aber noch Kraft übertragen werden kann.

Ich ziehe die Rändelmutter, oder was immer das genau ist, fest, muss aber feststellen, dass ich zuvor den Wahlschalter an den eingelegten Gang anpassen muss. Dies gelingt mir problemlos, ist aber zeitaufwendig. Insgesamt benötige ich ca. 15 Minuten, um die Schaltung wieder in Gang zu bringen.

Offenkundig löst sich die Mutter, die die Aufnahme des Bowdenzugs mit der Schaltung sichert, durch Erschütterungen. So erkläre ich mir zumindest, dass der selbe Fehler bereits zum zweiten Mal auftritt.
Weil der Fehler bei der vorherigen Instandsetzung vom Hersteller behoben wurde, muss dieser das korrekte Drehmoment für den Anzug der Mutter gewählt haben.
Daraus folgt, dass entweder die vorherige Reparatur nicht ordnungsgemäß ausgeführt wurde oder konstruktionsseitig eine Kontermutter o.ä. fehlt.

Am Folgetag habe ich die Schaltvorrichtung gelöst, gereinigt und wieder fixiert...ich konnte den Gedanken nicht ertragen, an diesem Ort Erdreich zu chauffieren.

Fünfter Ausfall: Platten

Am 30.8.2019, nach 4.350 km Gesamtstrecke, die das Möve Franklin Pro Rohloff gelaufen ist, habe ich am Vorderrad einen Platten. Ich verfrachte das Rad zum Zweirad Haus Mayer in Schifferstadt. Dort gebe ich neben dem Reparaturauftrag auch die Order für die Herbstinspektion.

Der Dorn einer Pflanze nimmt dem Vorderreifen des Möve Franklin Pro Rohloff für 5 Tage die Luft

5 Tage später hole ich das Rad ab. Ursache war ein Dorn (von einer Pflanze). Der fällige neue Schlauch kostet 7 €. Die Inspektion läuft über Businessbike.

Das Rücklicht ist erloschen

Am 1.10.2019 nach 4.650 km gefahrener Gesamtstrecke und 300 km nach der Herbstinspektion fällt das Rücklicht des Möve Franklin Pro Rohloff aus.

Heckbeleuchtung des Moeve Franklin Pro Rohloff

Ich überprüfe, ob alle Kabel sitzen. Dabei stelle ich fest, dass die Kabel, die zum Frontscheinwerfer führen, erstaunlich dünn sind und nicht über Litzenstecker o.ä. verfügen.

Anschlusskabel des Frontscheinwerfers des Moeve Franklin Pro Rohloff

 

Eines der (sehr dünnen) Anschlusskabel des Frontscheinwerfers des Moeve Franklin Pro Rohloff

Es gelingt mir nicht, das Rücklicht wieder zum Leuchten zu bringen. Da das Zweiradhaus Mayer noch bis 20.10.2019 Urlaub hat, werde ich nach einer Alternative ausschau halten müssen.

Austausch der Pedale

Am 13.6.2020, nach 7350 km bzw. ca 1 Jahr und 11 Monaten Nutzungszeit des Möve Franklin Pro Rohloff,  habe ich dessen Pedale ausgetauscht, da die Antirutsch-Flächen soweit abgetragen waren, daß sicheres Fahren nicht mehr sichergestellt war.

Contec-Cioty-Tourpedal-Quick-Ace nach gut 7000 km

Ich habe auf "VP Comp Pedal Anti-Rutschpedale" zurückgegriffen, die ich für 10,48 zzgl. 3,9 € Versand bei Amazon erworben habe.

VP-Comp Antirutscht-Pedale unmittelbar nach der Montage

Für die serienmäßig verbauten "Contec City-/Tourpedal Quick.Ace" wären beim selben Anbieter 57,85 € inkl. Versand zu berappen gewesen.

Inspektion im Spätsommer 2020

Beim Kilometerstand 8700 habe ich das Möve Franklin Pro Rohloff zur Inspektion gegeben, die diesmal Frühjahrs- und Herbstkontrolle beinhaltete. 75 € wurden fällig (insbesondere für neue Bremsbelege), die durch die Werktstattpausschale des Leasingsvertrages abgegolten wurden. 

Probleme mit dem Scheinwerfer

Während der letzten ca. 100 km hatte ich immer wieder und immer häufiger Aussetzer am Frontscheinwerfer, die sich dergestalt äußerten, dass das Licht kurzzeitig schwächer wurde oder - sehr kurz - ganz erlosch. Als ich am 16.11.2020, mit 9670 km "auf der Uhr" des Möve Franklin Pro Rohloff zur Arbeit aufbrach, blieb der Scheinwerfer dunkel. Ich habe ein paar Mal auf das Gehäuse geklopft und am Schalter geschaltet, woraufhin die Frontbeleuchtung, wenn auch fortan wackelig, ihren Dienst wieder aufnahm. 

Auf den weiteren Kilometern habe ich beobachtet, dass das Licht empfindlich auf Bodenwellen und ähnliches reagiert. Ich schlussfolgerte, es müsse sich um eine Art Wackelkontakt handeln. Ich habe daher nach der Heimkehr den Scheinwerferanschluss an den Nabendynamo kontrolliert. Hier gab es keinen Befund.

Der Anschluss am Scheinwerfer selbst zeigte aber die Ursache des Wackelns: Das auf dem Bild rechts außen zu sehende Kabel steckt - ohne Fixierung - in seiner Aufnahme. Der Versuch, durch das Drücken der im Bild zu sehenden Halterung eine Fixierung zu erreichen scheiterte.

Für meine Begriffe ist die Vorrichtung mangelhaft ausgeführt bzw. ungeeignet, in einem Fahrrad das ca. 4000 € kostet, verbaut zu werden. Hier erwarte ich Kabelaufnahmen, die mit einem saftigen Klicken ihr ordnungsgemäßes Einrasten signalisieren.

Die Kabelaufnahmen des Möve Franklin Pro Rohloff erscheinen mir dem Preis des Fahrrades nicht angemessen zu sein.

 

 

Für mich bedeutet dieser - meinen Meinung nach - minderwertige Anschluss, neuerlich die Werkstatt anfahren zu müssen.

Nach knapp 1000 km, die seit der letzten Inspektion vergangen sind, werde ich also wieder auf das Rad verzichten müssen.