Reifen: Was, Wie wozu?
Fässer und die allermeisten heute von Böttchern gefertigten Gefäße werden durch Reifen zusammengehalten. Die Reifen werden aus verzinktem Bandstahl („Eisen“ genannt) in der Werkstatt angefertigt.
An den Köpfen eines Fasses befinden sich die Kopfreifen, diese schneiden mit dem Fassrande ab oder stehen etwas über. Es folgen die Halsreifen. Auf dem Fassbauch liegen die Bauchreifen. Die Reifen werden durch Nieten zusammengehalten, wobei das „...zum Nieten notwendig übereinanderliegende Bandeisen das Reifenschloss (ist). Das nach außen liegende Ende des Schlosses [indes], heißt der Schnabel.“ (Herbert Kindler, “Der Handwerksberuf des Böttchers und Küfers”, S. 165; Bremen, 1948)
Die Reifen werden auf jedes Fass angepasst.
Arbeitsschritte
Zuerst wird mit einer Art Schablone die spätere Position der Reifen auf dem Fass (und zwar jeweils des unteren Endes der Reifen) bezeichnet. Bei 60er Eisen, also Reifen aus 60 mm breitem Bandstahl, werden bei Doppelstücken bei den Bauchreifen 5mm zugegeben und bei den anderen Reifen (außer den Kopfreifen) 2 mm abgezogen. Dadurch wird der Umfang des Bauchreifens 65 mm (60mm Reifenstärke zzgl. 5mm Zugabe) über der Markierung gemessen. Die anderen Reifen (außer den Kopfreifen) werden 58mm über der Markierung gemessen. Die Kopfreifen, die 80 mm stark sind, werden bündig mit dem Fassende gemessen.
Die gefundenen Werte werden auf ausgerollten Bandstahl übertragen. Beim Doppelstück werden die Reifen von Schlössern mit drei Nieten gehalten. Die erste dieser Nieten wird mittig in die Markierung gesetzt, die die am Fass gemessene Reifenlänge angibt. Um die Nieten setzen zu können, sind aus dem Bandstahl passende Löcher auszustanzen. Wichtig hierbei ist es, die Stanze auf die Breite des Eisens einzustellen. Das in meinem Ausbildungsbetrieb genutzte Gerät fungiert auch als Blechschere. Für diese Komponente ist die exakte Einstellung auf die Eisenbreite ebenfalls zu beachten.
Sind die Nietlöcher gestanzt, wird der Bandstahl abgeschnitten. Um auf kleinere Messfehler reagieren zu können, geschieht dies so großzügig, dass sich ggfs. dem Schloss ein weitere Niete hinzufügen ließe.
Das Eisen muss nun der konischen Form des Fasses angepasst werden. Hierzu wird es „mit Lauf“ versehen, das heißt, auf einer Seite kaltgewalzt.
Im gleichen Arbeitsschritt werden die Rundungen des Fassovals auf den Reifen übernommen. Begonnen wird mit dem Bauchreifen (der wie alle anderen Reifen auch, nach dem Abschneiden um 180° gedreht wird). Die mittleren Nietlöcher geben den Anhalt für Markierungen auf dem Boden. Von den so gefundenen beiden Enden wird die Auslage abgetragen, werden also die Wechselpunkte zwischen runden und flachen Seiten markiert. Diese vier Punkte werden auf das Eisen übertragen.
Da der Bauchreifen am längsten ist (weil das Fass Spitzung aufweist), müssen die Markierungen der anderen Reifen entsprechend eingerückt werden.
Sodann wird der Schnabel in die Laufmaschine geführt.
Läuft das Eisen am Schnabel sowie an in der 2ten und der 4ten Markierung durch die Maschine, wird es nach oben gebogen.
Nun mit Lauf und einer annähernd einem Oval entsprechenden Biegung versehen, wird das Eisen mit der Nietmaschine genietet (die Laufseite zeigt zur Maschine). Abschließend werden die Nieten auf dem Amboss „flachgeschlagen“ (die Laufseite zeigt zum schlagausführenden Böttcher) sowie die Schlossinnenseiten abgekreppt.