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Die Anfertigung eines Sechters im Böttcherhandwerk

 

Sechter
Sechter

Dieserlei, vergleichsweise kleine, halboffene, mit einer Handdaube versehenen, Gebinde finden beispielsweise als Aufgussgefäße in Saunen Verwendung. Ihre Anfertigung gehört zur Grundausbildung eines Böttchers.

Folgende Maße waren vorgegeben:

Oberer Durchmesser: 22 cm
Unterer Durchmesser: 20 cm
Höhe: 16 cm - 20 cm
Handdaubenlänge: 30 cm - 35 cm
Holzdicke: 1 cm – 1,5 cm

 

1. Anfertigung des Modells

Die Unterweisungen die ich in „spezieller Handwerkstechnik“ erhielt, versetzten mich in die Lage, nunmehr auch ein Modell für das zu bauende Gefäß anzufertigen. Das Modell dient mir, wie ich den Leser, der dies womöglich vergessen hat, erinnern darf, die Dauben mit dem erforderlichen Fugenwinkel auszustatten sowie die Dauben mit der passenden Spitzung zu versehen.

Model mit kleinem Fehler
Das Modell wird benötigt, um den Sechter vorgabegemäß zu fertigen. Der (kleine) Fehler auf der Skala, hat, da bekannt und korrigiert, keine Probleme verursacht

Die Spitzung ergibt sich aus:

Durchmesser groß / (Durchmesser groß – Durchmesser klein)
= 22 / (22 – 20 )
= 11

Das heißt, der größere Durchmesser entspricht 11 Teilen, der kleinere 10.

Ich habe ein Spitzungsmodell angefertigt, das auf die gegebenen Durchmesser ausgelegt war. Das Modell entscheidet über das Gelingen der Sechteranfertigung: Ist der Fugenwinkel nicht hinreichend gründlich gearbeitet, wird der gegebene Durchmesser nicht erreicht, ist die Spitzungsskala nicht genau konstruiert und aufgetragen, wird die Spitzung nicht stimmen.

2. Vorbereiten des Holzes

Für den Sechter wurde Fichten-Holz folgender Menge benötigt:
Umfang Groß x Kreiszahl (die Außenwandung des Sechters) + Durchmesser klein (der Boden des Sechters) + 20 % Verschnitt (Anfänger, der ich bin, rechne ich weiterhin großzügig Verschnitt für meine Arbeiten ein.)

= 22 cm x 3,14 + 20 cm x 1,2
= 99 cm Auslage 20 cm langen Holzes und 8 cm 35 cm langen Holzes für die Handdaube
= 2260 cm² bzw 0,226 m²

3. Streifen der Dauben

Nach der Festlegung, welche Seite einer Daube außen (Herzseite) und welche innen im Gefäß stehen würde und wo sich oben und unten befänden, waren die Dauben außen mit einer Rundung zu versehen, die entweder genau in das Modell passte oder etwas flacher war. (Wären die Dauben zu rund, kippte das Modell beim Fügen.) Zum Einsatz kam dazu ein Streifhobel.

4. Aushobeln der Dauben

An das Streifen schloss sich das Aushobeln der Daubeninnenseiten an. Da (dazu siehe "Aushobeln") der Sechter mit 20 cm engerem Durchmesser ein recht kleines Gefäß würde, war es es wichtig, diese Arbeit so gründlich wie möglich zu erledigen. Zum Aushobeln habe ich einen Garbhobel verwendet.

5. Fügen der Dauben

Die Rauhbank war das Werkzeug der Wahl, die Dauben zu fügen und mit Spitzung zu versehen. Bislang hatte ich mit dem deutlich härteren Eichenholz gearbeitet und stellte mehrfach erstaunt fest, in welcher kurzer Zeit bzw. mit wie wenigen Hobelstrichen das nun zu bearbeitende Fichten-Holz in Form kam.

6. Aufsetzen

Der aufgesetzte Sechter.
Der aufgesetzte Sechter. Zu beachten ist die nach unten geschlagene Handdaube

69,2 cm Auslage (gemessen an der oberen Daubenseite) „bringen“ den gewünschten Sechter „zusammen“. Aufgesetzt habe ich das Gebinde mit dem engeren Durchmeser oben stehend, was das Antreiben der Reifen erleichterte.

Der aufgesetzte Sechter. Zu beachten ist die nach unten geschlagene Handdaube.

 

 

 

7. Ausrichten

Bei einem Fass oder einem Blumenkübel wird meist von innen nach außen ausgerichtet, da der Sechter dafür zu klein war, galt es, von außen nach innen auszurichten. Zum Ebenschlagen habe ich mit dem Zirkel (eingestellt auf eine Spanne, die größer ist als die Daubenlänge) von beiden Daubenenden ausgehend, Kreisbögen „geschlagen“ und über deren Schnittpunkte die Daubenmitten ermittelt (sog. Bauchriss). Diese Mitten wurden sodann mit Bleistift kenntlich gemacht. Das Ebenschlagen geschieht dergestalt, dass die Mitten-Linien aneinander bzw. zu einer umlaufenden Linie ausgerichtet werden.

8. Leimen

Der Sechter wurde verleimt, dies sollte ihm mehr Stabilität geben und ermöglichen, ihn ohne Reifen zu bearbeiten. Später habe ich festgestellt, dass das Leimen bereits zu diesem Zeitpunkt eher schädlich ist, weil es Probleme beim Einbringen des Bodens verursachen kann und nicht garantiert, dass in der folgenden Bearbeitung das Gefäß ohne Reifen auskäme.

9. Ablängen der Dauben

Dieser Arbeitsschritt fand an der Abrichte statt.

10. Aushobeln

Flink und kraftvoll führt die Hand Garbhobel über Sechters Innenwand
Flink und kraftvoll führt die Hand Garbhobel über Sechters Innenwand

Nunmehr war der Sechter innen mit einem Garbhobel auszuhobeln. Eine recht beschwerliche Arbeit, weil eine auch nur mittelmäßig gewachsene Männerhand kaum den Platz im Gebinde findet, den sie zum Aushobeln gewohnheitsmäßig sucht.
Gründlich ist diese Arbeit dennoch zu verrichten, weil das folgende Einbringen der Gargel mittels Gargelkamm sauber gearbeitete Gefäßinnenseite sowie untere Daubenenden verlangt.

11. Einbringen der Gargeln

Vor dem Einbringen der Gargel sind drei Punkte zu klären:

 Gargelkamm, mittels dessen die Gargel in den Sechter eingebracht wird
Links der Gargelkamm, mittels dessen die Gargel in den Sechter eingebracht wird

Froschlänge = Holzstärke + 20% (Frosch wird der Kopf bzw. der zwischen Daubenende und Boden befindliche Daubenteil genannt)
Gargeltiefe = Holzstärke / 3
Gargelbreite = Holzstärke / 3

Die Holzstärke meines Sechters lag noch bei 12 mm, so ergaben sich für die Froschänge 14,5 mm und für Gargeltiefe und -Breite 4 mm.

Entsprechend dieser Maße habe ich die Gargel mit dem Gargelkamm in den Sechter gearbeitet.

12. Boden

Den Boden habe ich aus rechtwinklig gefügten (hat Meister Schön an der Abrichte erledigt) Bodenholzstücken verleimt. Der Radius des Bodens ergab sich nun nicht etwa aus dem Ausgangsmaß (20 cm), sondern war aus dem Gefäß zu ermitteln. Dazu habe ich die Gargel – immer im Wechsel zwischen Gargelober- und -Unterende mit dem Zirkel „abgestochen“. Dies mit solange wechselnden Radien-Einstellungen, bis das Maß gefunden, welches genau sechs Mal in die Gargel passt. Ein Kreis dieses Radius' wird auf dem verleimten Boden angerissen.

Nachdem ich den Boden mit der Bandsäge ausgeschnitten habe (den Riß habe ich dabei „stehen lassen“), habe ich mit dem Schabhobel „auf Riß“ nachgeputzt. Anschließend ich mittels Gradmesser dem Boden einen Flachschnitt verpaßt habe, dessen Hauptfunktion darin besteht, die Holzstärke des Bodens in dem Bereich, der in der Gargel Halt finden soll, abzuschmelzen. Für mich galt es, von knapp 2 cm auf 4 mm herunterzuschneiden. Anschließend habe ich den Boden mit Schleifpapier nachgearbeitet.
Gradeisen
Unten links ist der in die Hobelbank eingespannte Boden zu sehen. Dominierend das Gradeisen- eher unscheinbar das Modell zum Bestimmen der rechten Bodenstärke.

Der fertige Boden wurde sodann, von oben in den Sechter (dessen Arbeitsreifen dazu gelöst waren) eingelegt, mittels leichter Hammerschläge hineingetrieben. Das Verleimen des Sechters hatte zur Folge, eine Daube riss, immerhin der Boden aber an seinem Ort war. Ich verleimte den Sechter neuerlich und trieb die die Arbeitsreifen an.

13. Putzen

Putzen mittels Schabhobel
Putzen mittels Schabhobel

Mit dem Schabhobel habe ich die Gebindenaußenseiten „vorgeputzt“, sodann mit Schleifpapier nachgearbeitet. Das Gebindeinnere habe ich ausschließlich mit Schleifpapier bearbeitet. Beim Putzen blieb jeweils ein Reifen auf dem Gefäß.

 

 

 

14. Reifen

Der Sechter sollte durch zwei Reifen gehalten werden, die jeweils 2 cm stark sind. Ausgemessen habe ich die Reifenumfänge durch umwinden des Sechters mit Schnur in Höhe des gedachten unteren Reifenendes (es wird also ein engerer Umfang ermittelt, als der Reifen "oben" hätte, weil das Gefäß gespitzt ist). Auf diesen Umfang habe ich jeweils 2 Reifenstärken, also vier cm, für das Schloss aufgeschlagen.

Reifen wird mit Lauf versehen
Hammerschläge bringen Lauf in den Reifen

Nach dem Abschneiden der Reifen habe ich jeweils dem Ende, das als oberer Teil des Schlosses fungieren würde, eine klassische Schlossform gegeben. Auf das Schloss habe ich zwei Nietlöcher in Schlossmitte mit den Abständen 1,7 cm und 3,4 cm zum Schloßende angerissen, diese vorgelocht und mit einer Standbohrmaschine ausgebohrt.

Nachdem das andere Ende des Reifens eine Markierung bei 4 cm erahlten hatte, waren die Reifen kreisförmig zusammenzuhalten,die in das Schloss bereits eingebrachten Löcher zu übertragen und ebenfalls zu bohren. Die so gefertigten Reifen sind mit Nieten zusammengehalten, die ich auf dem Amboss zusammengeschlagen habe.

Um sich am Gefäß recht anzuschmiegen, waren die Reifen schließlich mit Lauf auszustatten, oder, wie es in Österreich heißt, zu gaffen. Dazu wird der Reifenteil, der zum größen Durchmesser zeigt, auf dem Amboss kaltgehämmert.

15. Handdaube

Schnitzen der Rosette in die Handdaube
Schnitzen der Rosette in die Handdaube

Im letzten Arbeitsgang habe ich die Handdaube veredelt. Zu diesem Zwecke erhielt sie beidseitige Ausschnitte (mit der Bandsäge), die mit Feile und Schleifpapier nachgearbeitet wurden, sowie eine einfache Schnitzerei, die ich mit Schitzmessern ausgeführt habe.