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Richtwerte und Regeln

Als Böttcher lässt sich auf einen Schatz von Erfahrungen zurückgreifen, die sich in den Jahrhunderten angesammelt haben, die der Beruf bereits ausgeübt wird. Ich stelle hier solche Regeln und Richtwerte zusammen und ergänze diese um technische Angaben etwa zum Schwinden des Holzes.

Die hier versammelten Informationen müssen nicht befolgt werden, um ein dichtes und ansprechendes Gefäß zu fertigen, können aber als Anhalt dienen und stehen zumeist für den erprobten Mittelweg zwischen Aufwand und Nutzen.

Boden

Auslage

Durchmesser + 2/3 Daubenbreite

Senkung Rundfass

Bodendurchmesser/50

Senkung Ovalfaß

Bodendurchmesser/100

 

Dauben

Auslage

Größter Gefäßdurchmesser x π

Dicke

(√Kleinster Durchmesser)/2

Daubenlänge

Kleinster Durchmesser x 1,25

 

Gargel

Position

Daubenstärke x 1,2 (Weichholz)

Daubenstärke (Hartholz)

Tiefe

Daubendicke/3

Breite

Daubendicke/3

 

Reifen

Messpunkt Umfang

Gebindeabschnitt mit dem kleineren Umfang, der vom Reifen bedeckt werden wird

Schlosslänge

Reifenbreite x 2

 

Holz

Schwindmaß

Hier Eiche als typisches Fassholz und Lärche als typisches Holz für Blumenkübel

radial tangential Volumen
Eiche 4 7,8 12,2
Lärche 3,3 7,8 11,4

 

Die Werte in der Tabelle oben (nach Hartmut Sedelmaier, Holztechnikum Kuchl auf /www.ammu.at/archiv/16/16_3.html) geben die Schwindmaße vom Fasersättigungspunkt bis zur Darre an. Tatsächlich wird das Holz aber nicht bis zur gänzlichen Abwesenheit von Wasser getrocknet werden. Vielmehr wird die Trocknung soweit erfolgen, bis sie dem Standort des zukünftigen Gebindes entspricht.

Ein Blumenkübel, der im Garten seinen Dienst versieht, könnte nach folgenden Randbedingungen gefertigt sein: Luftfeuchte im Jahresmittel 80%, Durchschnitttemperatur 11,9 °C (Angaben für Friedberg in Hessen. 2014 nach Peter Radl auf wetter61169.de.) Das entspricht einem Holzfeuchtegleichgewicht von 17% (hierzu gibt es diverse Ablesetabellen). D.h. durch die Hygroskopie des Holzes wird sich dessen Feuchtegehalt im Jahresmittel auf 17% belaufen.

Um zu berechnen, welche Schwindmaße für den Kübel gelten, der aus Holz gefertigt wird, dessen Fasern noch voll gesättigt sind (hier angenommen 30%), lässt sich auf das differentielle Schwindmaß zurückgreifen.

Lärchenkübel differentielles Schwindmaß tangential

= (Absolutes Schwindmaß x (Ausgangsfeuchte - Sollfeuchte)) / Ausgangsfeuchte

(7,8 x (0,3 - 0,17))/0,3 = 3,38

Das heißt, für diesen Lärchenkübel wäre eine tangentiale Schwindung von 3,38% einzuplanen, das Holz wird sich also entlang der Jahresringe um 3,38 % zusammenziehen.

Für ein Weinfass, das aus in Friedberg luftgetrocknetem Eichenholz gefertigt wird, und in einem Keller eingesetzt werden soll, in dem die Durchschnittstemperatur 10 °C und die Luftfeuchte 70% beträgt, gilt bzgl. der tangentialen Schwindung folgendes:

(7,8 x (0,17 - 0,14))/0,17 = 1,38

Auch wenn das Eichenholz luftgetrocknet ist, ergäbe sich also in in dem Beispielkeller ein Zusammenziehen des Holzes entlang der Jahresringe um 1,38%.

Da die Dauben des Fasses in aller Regel über stehende Jahresringe verfügen, wird sich in erster Linie die Daubenstärke verringern. Wenn das Fass einen Bodendurchmesser von 100 cm hätte, könnten die Dauben bei Fertigung des Fasses 5 cm stark sein. Im Keller würde die Stärke der Dauben sich um 0,69 mm auf 4,93 cm ändern.

 

Trockenzeit (Freiluft)

1 cm in 6 Monaten (Weichholz)

1 cm in 12 Monaten (Hartholz)